Wer nutzt welche Verkehrsmittel? Studie zeigt Entwicklung im Raum Kassel
VON SVEN KÜHLING
Kassel - Immer mehr Menschen aus dem Raum
Kassel erledigen ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad. Das ist das Ergebnis einer
aktuellen Haushaltsbefragung zum Verkehrsverhalten. Die Studie hat der
Zweckverband Raum Kassel (ZRK) zusammen mit der Stadt Kassel und der Technischen
Universität Dresden vorgenommen. Befragt wurden 8000 Einwohner aus Kassel und
dem Umland. ZRK-Geschäftsführer Kai Georg Bachmann stellte das Ergebnis der
Befragung aus dem Jahr 2018 jetzt vor.
[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]
Insbesondere in der Stadt Kassel ist der Trend zur Nutzung des Rades zu erkennen. Im Vergleich zu 2008 stieg der Anteil der Radler im Gesamtverkehr laut der Studie bis 2018 von 6 auf 11 Prozent. Das entspreche fast einer Verdoppelung, betont Bachmann. Der Anteil des ÖPNV blieb mit 18 Prozent gegenüber 2008 (19 Prozent) annähernd gleich. Der Fußgängeranteil liegt in der Stadt Kassel weiterhin bei 31 Prozent. Einen leichten aber stetigen Rückgang gibt es laut der Studie beim Autoverkehr. Die Nutzung des Pkw ging bei den Befragten von 43 auf 40 Prozent zurück.
„Wir sehen, dass es einen Trend gibt, sagte der ZRK-Chef zur Gesamtentwicklung. Der Anteil der Radnutzer steige. „Da gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens.“ Mehr Menschen wollten sich gesund, klimagerecht und sportlich bewegen. „Die größten Potenziale liegen in der Kombination von Fuß- und Radverkehr“, sagt Bachmann.
Auch in den Umlandgemeinden (ohne Stadt Kassel) ist der Gesamttrend anhand der Daten ablesbar. Der Anteil der Radler stieg hier von 2008 zu 2018 von 4 auf 6 Prozent. der Autoverkehr ging von 64 auf 62 Prozent zurück. Der ÖPNV und der Fußgängeranteil blieben bei jeweils 22 Prozent stehen.
In Zusammenarbeit mit den Kommunen will der Zweckverband Schwerpunkte beim Ausbau des Radwegenetzes setzen. In der Stadt Kassel, betont Bachmann, müsse es so was wie einen Radring geben. Von diesem aus müssten gut ausgebaute Radwege in alle Richtungen - beispielsweise auch zu den großen Arbeitgebern - abzweigen. „So ein Ring wäre interessant aus unserer Sicht, betont der Geschäftsführer. Es gehe darum, den Radverkehr weiter durch attraktive Angebote voranzubringen. Die drei geplanten Raddirektverbindungen ins Umland (Vellmar, Kaufungen und Baunatal) bezeichnete er als „Leuchttürme“.
Die Vorzeichen seien sehr gut, sagt Bachmann. In den nächsten fünf Jahren werde es eine deutliche Entwicklung in dieser Richtung geben.
Foto: Pia Malmus
Auch im ländlichen Raum sollen weitere Radwege entstehen
Kassel - Zwei weitere Bausteine sieht der Zweckverband Raum Kassel (ZRK) als entscheidend an für die Verkehrsentwicklung in der Region: „Wir haben die Fortschreibung des Verkehrsmodells der Stadt Kassel“, erläutert ZRK-Chef Kai Georg Bachmann. In das Verkehrsmodell fließen neben den Zahlen der jüngsten Haushaltsbefragung auch die auf den Straßen gemessenen Daten ein - etwa durch Induktionsschleifen in den Fahrbahnen.
Bachmann geht davon aus, dass die genaue Vorgehensweise für ein neues Verkehrsmodell der Stadt im frühen Herbst präsentiert wird. „Fertig wird es erst 2021 sein.“
Einen besonderen Schub für die Entwicklung des Radverkehrs im ländlichen Raum erwartet Bachmann durch eine gemeinsame Vorgehensweise von Bund und Land. Demnach sollen an neuen Bundes- und Landesstraßen immer auch Radwege gebaut werden. Diese müssen nicht parallel zur Straße verlaufen, sondern können auch auf bereits vorhandenen Wirtschaftswegen angelegt werden. Die Kosten übernehmen Bund und Land. Die Routen zweigen von den großen Raddirektverbindungen ab und führen bis in entlegenere Orte. „Wir müssen sehen, wie wir in die Fläche kommen“, sagt Bachmann.
Der ZRK sei bereits dabei, einen Katalog von Vorschlägen zu erarbeiten. Bachmann erwartet eine hohe Förderung für den Bau der Radwege. Der Zweckverband soll dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Schließlich sei dieser der Träger der Entwicklungsplanung.
sok
Foto: Arne Dedert/dpa
VON SVEN KÜHLING
Wir brauchen Alternativen
Das Fahrrad ist aus den Verkehrskonzepten der Zukunft nicht mehr wegzudenken.
Das zeigt die Befragung von 8000 Bürgern zur Verkehrsmittelwahl eindeutig. Immer
mehr Menschen treten in die Pedale. Gerade auch in unserer bergigen Region. Weil
das E-Bike die ganze Sache bequemer macht. Bergiges Gelände ist kaum noch ein
Ausschlusskriterium für den Weg per Rad zur Arbeit oder zum Einkauf.
Die
Studie zeigt aber auch, dass mit dem Angebot von Alternativen - auch im
ÖPNV - die Zahl der Autonutzer abnimmt. Gänzlich verzichten darauf kann
unsere Gesellschaft aber in naher Zukunft nicht. Viele Pendler können ihren
Arbeitsplatz in angemessener Zeit nur mit dem eigenen Auto erreichen. Um beim
Umweltgedanken mit den Radfans mithalten zu können, sollten schon bald immer
mehr Autos mit alternativen Antrieben her. Das Elektroauto - in Teilen hier
im VW-Werk Kassel mitentwickelt - muss allerdings deutlich preisgünstiger
werden. Nur dann entscheiden sich mehr Verkehrsteilnehmer dafür.
Zurück zu
den Radwegen. Neben breiten, geradlinigen und möglicherweise sogar beleuchteten
Trassen muss die passende Infrastruktur kommen. Etwa Unterstellboxen an Schulen
und Duschen am Arbeitsplatz.